Lernen heute
Aus heutiger Sicht steht nicht mehr der Lehrer im Mittelpunkt und die Frage, wie er den Stoff beibringt, sondern der Lernende und sein Lernprozess. Lernen kann nur der Lernende selbst. Lernen ist ein Prozess, in dem der Lernende selbst aktiv sein muss, und den er selbst steuert. Der Lernende muss sozusagen sein eigener Lehrer sein. Dazu braucht er Freiraum für eigene Lernwege und Material, durch das er sich selbst bilden kann.
Neuer Lernbegriff und alte Schule – wie passt das zusammen ?
Montessoris Antwort ist schon zu ahnen: Schule muss sich völlig verändern. Die Kinder brauchen vor allem Freiheit, Gelegenheit zum Handeln und zu eigenen Erfahrungen.
Die vorbereitete Umgebung
Allerdings geht es nicht um beliebige Erfahrungen des Alltags, denn dafür
müsste das Kind ja nicht in die Schule gehen, sondern um das Erfahren geistiger Strukturen, etwa des Dezimalsystems, des Schreibens und Lesens, der Grammatik, usw. Durch Worte des Lehrers kann das Kind diese Strukturen nicht zuverlässig aufbauen.
In einer Montessori-Umgebung fallen sofort die zahlreichen Materialien auf, die sorgfältig geordnet in Regalen auf den Zugriff des Kindes warten. Sie wurden ganz speziell für die jeweilige Altersgruppe der Kinder zusammengestellt.
In dieser besonders vorbereiteten Umgebung findet das Kind nun die Nahrung, um seinen geistigen Hunger zu stillen.
Das Montessori-Material
Wenn der Lehrer, wie zu hören war, nicht mehr der Mittelpunkt des Unterrichts ist, woher soll das Kind dann wissen, was und wie es lernen soll?
Diese Aufgabe übernimmt das Material. In ihm findet das Kind eine Leitlinie für einen Lernweg und seine Selbstbildung vor. Deshalb muss das Material von der Sache her korrekt und exakt sein. Es soll auch schön aussehen und sorgfältig verarbeitet sein, um die Kinder zur Arbeit anzulocken.
Im Material ist eine Fehlerkontrolle “eingebaut”, damit das Kind seine Arbeit unabhängig vom Erwachsenen selbst kontrollieren kann. Jedes Material ist nur einmal im Zimmer vorhanden, so dass die Kinder sich absprechen müssen.
Der Gebrauch eines Materials wird von der Lehrerin dem einzelnen Kind exakt gezeigt. Damit erhält es quasi die Bewegungsspur für die zukünftigen Wiederholungen. Erst wenn es das Material kennt, kann es in der Freiarbeit zu einer echten Wahl kommen. Das Kind kann darin so oft und so lange mit einem Material arbeiten, wie sein Bedürfnis und Interesse danach sind.
In der Wiederholung, der Tätigkeit findet das eigentliche Lernen statt, nicht im Zeigen und Erklären durch den Lehrer.